Werde selber nie gelobt

Eigenlob stinkt – nicht wirklich

„Ich werde nie gelobt und bekomme keine Wertschätzung von oben.“ Das ist ein Satz, den ich häufig höre – sowohl von Führungskräften als auch von Mitarbeitern. Wir dürsten alle nach Anerkennung und nach Wertschätzung. Letztendlich wollen wir alle geliebt, akzeptiert und wertgeschätzt sein für das, was wir sind, für das, was wir tun und wofür wir unseren Einsatz bringen. Was passiert, wenn wir nicht gelobt werden?

Die Folgen für den Menschen

Ohne Anerkennung und Wertschätzung passiert genau das, was ein Unternehmen überhaupt nicht brauchen kann: Unser Engagement geht zurück und wir werden latent unzufrieden.

Besonders schwierig ist diese Situation für Führungskräfte im mittleren Management. Sie haben einerseits oft das Bewusstsein dafür, dass sie ihren Mitarbeitern Wertschätzung und Anerkennung entgegenbringen müssen, denn sie erkennen, dass dies ein wesentlicher Aspekt guter Führung ist. Sie bemühen sich deshalb darum, ihrem Team die entsprechende Wertschätzung entgegen zu bringen. Gleichzeitig bekommen sie diese Wertschätzung von oben aber häufig gar nicht oder nur unzureichend. Zusätzlich stehen sie »von oben« oft unter erheblichem Druck. In dieser Sandwich-Position fühlt es sich dann an, als würde auf der einen Seite der Tank auslaufen und auf der anderen Seite wird er nicht neu nachbetankt.

Woher soll die Energie kommen? Was kann man tun, um letztendlich nicht irgendwann ausgepowert und ausgebrannt gegen die Wand zu fahren?

Selbstwertschätzung als Schlüssel

Der Schlüssel für diese Herausforderung heisst »Selbstwertschätzung«. Das bedeutet nichts anders, als sich selbst die Wertschätzung und die Anerkennung entgegenzubringen, die man eigentlich von anderen erwartet – sprich von den eigenen Vorgesetzten.

Denn in dem Moment, wo Sie sich selbst die Wertschätzung entgegenbringen können, die Sie von anderen erwarten, sind Sie von deren Wertschätzung und Anerkennung zunehmend unabhängig. Sie brauchen deren Wertschätzung nicht mehr so, um in der Balance und zufrieden unterwegs zu sein.

Innerer Kritiker vs. innerer Schulterklopfer

Viele Menschen gehen im Umgang mit sich selber härter ins Gericht und sind mit sich selbst kritischer, als sie das zum Beispiel mit einem guten Freund je wären. Der innere Kritiker ist häufig lauter ausgeprägt als der innere Schulterklopfer. Das ist schade. Der Ursprung dessen liegt in unserer Negativ-Verzerrung im Denken und in der Wahrnehmung. Alles, was wir als negativ bewerten oder beurteilen, wirkt für unsere Aufmerksamkeit wie ein Magnet und gleichzeitig als würden wir durch ein Vergrösserungsglas schauen. Das trifft natürlich auch zu auf unsere eigenen Leistungen und unser eigenes Verhalten. Wenn wir Fehler machen, oder uns Dinge nicht so gelingen, wie wir das eigentlich beabsichtigt hatten, wirkt das sehr viel intensiver auf uns als all die Dinge im Tagesverlauf, die uns eigentlich gut gelingen und für die wir im Grunde genommen ein Schulterklopfen verdient hätten.

Werden Sie sich selbst zum Freund!

Mein Ansatz, um hier etwas gegenzusteuern, ist ein ganz einfacher: Ich möchte Sie dazu ermutigen, sich selbst gegenüber ein guter Freund, eine gute Freundin zu werden! Versuchen Sie, einmal bewusst mit sich selbst so umzugehen – und zwar zunächst erst einmal gedanklich, später auch in Ihren Handlungen – wie Sie das mit einem guten Freund tun würden. Einem guten Freund zeigen Sie Verständnis. Sie ermutigen ihn, sind ihm gegenüber tolerant, nachsichtig, wohlwollend ja ... und sagen wir ruhig liebevoll.

Wie liebevoll sind Sie im Umgang mit sich selbst?

Für viele Menschen ist ein derart bewusst gewählter Umgang mit sich selbst ein Stück weit Neuland und ungewohnt. Überlegen Sie sich einmal, wie Sie sich selbst ganz praktisch mehr Wertschätzung entgegenbringen können. Gehen Sie dabei folgendermaßen vor: Setzen Sie sich am Ende der Woche kurz hin und überlegen Sie:

  • Was ist mir diese Woche eigentlich gut gelungen?
  • Was habe ich diese Woche gut hingekriegt?
  • Wo habe ich das, was ich erreicht habe, mit all meinem Engagement und maximalem Einsatz erreicht – unabhängig vom Ergebnis?

Wofür können Sie dankbar sein? Worauf können Sie vielleicht sogar ein bisschen stolz sein? Und wozu dürfen Sie sich mit gutem Gewissen auch einfach mal gratulieren und auf die Schulter klopfen? Auch wenn etwas vielleicht nicht das ist, was Sie erreichen wollten, so haben Sie doch Ihr Bestes getan. Auch dafür haben Sie Anerkennung verdient.

Belohnen Sie sich Und dann überlegen Sie sich einmal, wie Sie sich dafür vielleicht sogar belohnen können. Was könnte für Sie ein ganz praktisches Zeichen von Selbstwertschätzung sein? Kaufen Sie sich ein schönes Geschenk. Laden Sie sich selbst auf einen Drink ein ... Sie wissen selbst am besten, was für Sie Wertschätzung bedeutet. In diesem Sinne: Viel Erfolg beim Freundschaft-schließen mit sich selbst.