Mindful oder Mind full? In der Ruhe liegt die Kraft

Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Sie sitzen im geparkten Auto. Es ist kein Gang eingelegt und das Getriebe befindet sich im Leerlauf. Und dennoch stehen Sie mit dem Fuss auf dem Gaspedal. Immer wieder betätigen Sie das Pedal und erzeugen dadurch grossen Lärm. Der Krach dringt durch die Nachbarschaft, doch voran kommen Sie nicht. Sie bleiben immer noch stehen, machen viel Lärm um nichts und verbrauchen dabei wertvolle Energie.

Im übertragenen Sinn können wir diese Situation auf das unkontrollierte, selbstständige Denken unseres Verstandes übertragen. Lassen wir ihn, tut er das, was seine Aufgabe ist: er produziert Gedanken. Oftmals jedoch wenig hilfreiche, sorgenvolle und zum Negativen tendierende Gedanken. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir auf den Einsatz unseres Verstands verzichten sollen, um mit dem Gaspedal von a nach b zu kommen, oder über ein Problem nachzudenken, um es zu lösen. Dann legen wir jedoch den Gang ein und bewegen uns zielführend vorwärts.

Lernen Sie Ruhe zu bewahren

In jeder Situation und unabhängig von den Umständen ruhig und gelassen zu bleiben, gehört wohl für die meisten Menschen zu den grössten Herausforderungen überhaupt. Gleichzeitig ist es einer der wichtigsten Schlüssel für glücklicheres und entspannteres Leben und mehr Wirkung im beruflichen Kontext, z. B. in Führung oder Zusammenarbeit. Das hängt mitunter auch von der inneren Ruhe, respektive vom vorherrschenden Denklärm ab, den der Verstand produziert. Ganz im Sinne von „mindful or mind full?“

Es ist wie beim Autofahren: steht das Fahrzeug, brauchen wir den Motor nicht mehr. Wir drücken die Kupplung, so dass er im Leerlauf läuft, oder schalten ganz aus – was die meisten neuen Fahrzeuge ohnehin von alleine tun. So ist es auch mit unserem Denken: nutzen wir den Verstand nicht aktiv und bewusst, können wir ihn im Hintergrund laufen lassen, ihn nicht mehr so ernst nehmen und uns nicht von jedem Gedanken davontragen lassen.

In diesem Zustand trennt sich das Denken vom Bewusstsein. So lernen wir, auch einfach nur zu sein, ohne den ständigen Denklärm des Verstandes. Den Moment einfach nur wahrzunehmen, ohne ihn zu bewerten. Das hat etwas sehr entspannendes und befreiendes und lässt sich kultivieren. Lernen Sie, das Denken erst zu Hilfe zu nehmen, wenn Sie es wirklich brauchen, wenn es angebracht ist.

Ein anderes, sehr gut passendes Bild, ist die Weltraumaufnahme eines Hurrikans. Ein riesen Wirbel und darin ein schwarzes Loch, in dem Stille herrscht. Genau darum geht es. Werden Sie zum Auge des Sturms. Schaffen Sie diesen Ort des Rückzugs in sich und lernen Sie, diesen auch im hektischen Tagesgeschäft zu nutzen. Lassen Sie dem Aussen seinen Lauf und lassen Sie sich nicht davon hinfortreissen. So können Sie Ruhe bewahren, auch wenn um Sie herum sprichwörtlich der Sturm tobt.