Wertschätzung richtig zeigen
Auf der anderen Seite höre ich häufig von Führungskräften, dass sie ihren Mitarbeitern in bester Absicht Wertschätzung zeigen wollen und sie auch zeigen, diese jedoch gefühlt nicht ankommt.
Die Schwierigkeit dabei: Wertschätzung ist etwas sehr Individuelles. Grundsätzlich muss man sich bewusst machen, dass wir Menschen alle wesentliche Grundbedürfnisse mitbringen, nach deren Erfüllung und Befriedigung wir streben. Aus der Neurowissenschaft gibt es ein Modell namens »SCOAP«. Darin werden diese 5 wesentlichen menschlichen Grundbedürfnisse sehr gut beschrieben.
Die 5 wesentlichen Grundbedürfnisse des Menschen
Das »S« in »SCOAP« steht für Self-esteem, also Selbstwert. »C« steht für Control also Autonomie bzw. Einflussmöglichkeiten. »O« ist die Orientation also Orientierung. »A« steht wiederum für Attachment, also Verbundenheit und »P« bedeutet Pleasure, also Freude.
Jeder hat seinen eigenen »Grundbedürfnis-Mix«
Wir alle haben diese Grundbedürfnisse. Sie sind evolutionär und haben sich entwicklungsgeschichtlich geformt. Jeder von uns hat aber einen anderen Mix im Sinne der Ausprägung dieser Bedürfnisse. Jetzt mag für den einen das Bedürfnis nach Verbundenheit stärker ausgeprägt sein, dafür ist bei anderen das Bedürfnis nach Autonomie, nach Orientierung oder nach Freude stärker ausgeprägt. Basierend auf dem individuellen Mix hat jeder Mensch deshalb auch andere Erwartungen oder Vorstellungen in puncto Wertschätzung am Arbeitsplatz.
Wenn jetzt eine Führungskraft ausschliesslich von ihren eigenen Bedürfnissen ausgeht und den Mitarbeitern von sich ausgehend Wertschätzung übermittelt, hat das nicht dieselbe Auswirkung auf alle Mitarbeiter. Bei manchen hat sie Erfolg – und zwar bei denen, die einen ähnlichen Bedürfnis-Mix haben. Bei anderen dagegen überhaupt nicht. Denn nach diesem Giesskannenprinzip erwischt man eben nicht alle.
Ziel: individuelle Wertschätzung
So sollte also Ziel sein, Mitarbeitenden die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie individuell brauchen. Wie beim Giessen von Pflanzen, unter denen auch nicht jede dieselben Ansprüche hat, um wachsen und gedeihen zu können.
Der eine Mitarbeiter bekommt besondere Wertschätzung durch regelmässige positive Rückmeldungen. Der andere Mitarbeiter benötigt maximalen Handlungsspielraum und Freiheiten im Arbeiten. Es geht hier also um Individualität. Natürlich macht das die ganze Sache komplexer und nicht unbedingt einfacher. Doch um als Führungskraft wirklich effektiv zu sein, müssen Sie Ihre Mitarbeiter kennen. Dafür müssen Sie mit ihnen im Dialog sein. Dafür müssen Sie sich Zeit nehmen für Gespräche und diesem Thema eine hohe Priorität einräumen.
Gehen Sie in den Dialog
Überlegen Sie sich, wo Sie in puncto Wertschätzung zu sehr von sich auf andere schliessen. Gehen Sie dazu in den Dialog mit Ihren Mitarbeitern und sprechen Sie das Thema an: „Was bedeutet für dich Wertschätzung? Was bedeutet Wertschätzung nicht? Was sind deine Vorstellungen und Erwartungen?“.
Sie können aber auch einfach einmal Ihr Team zusammennehmen und sich einen Moment lang gemeinsam über das Thema Wertschätzung unterhalten. Damit machen Sie Betroffene zu Beteiligten. Das ist immer sinnvoll, wenn es darum geht, Engagement und Motivation innerhalb eines Teams und bei einzelnen Mitarbeitern zu fördern. Viel Erfolg bei Ihren nächsten wertschätzenden Gesprächen.