Wenn sich Pläne ändern …

Das Grounding der Swissair vor bald 20 Jahren ist für mich ein wunderbares Beispiel dafür, wie das Leben funktioniert. Über sieben Jahre lang war ich bei der Swissair wirklich am richtigen Platz und hatte endlich gefunden, was damals für mich das richtige Betätigungsfeld war. Ich hatte meinen Garten gefunden, in dem ich aufblühen konnte, die richtigen Bedingungen, in denen ich mich mit allem was ich war, einbringen und einen Beitrag leisten konnte. Im Oktober 2001 kam es dann anders als gedacht – die ganze Flotte war mit einem Mal am Boden. Der Swissair war das Geld ausgegangen.

Das war nicht nur für mich, sondern für viele meiner Kolleginnen und Kollegen ein persönlicher Tiefschlag. Es fühlte sich an wie der Verlust eines geliebten Menschen, wie das Auseinanderbrechen einer Beziehung in der Blütezeit, einer Organisation die für viele von uns wie eine Familie war.

Ein neues Kapitel beginnen

Mit dem Projekt „Phoenix“ wurde aus den Überresten der Swissair und der damaligen Schweizer Regionalfluggesellschaft Crossair die neue Airline „SWISS“ gegründet. Ich hätte in der neuen Airline im gleichen Grad weiterarbeiten können wie bisher: Ich war Maître de Cabine und führte auf der Kurz- und Langstrecke weltweit Kabinenbesatzungen. Trotzdem hatte ich damals das Gefühl, es wäre jetzt der richtige Moment, um ein Kapitel zu schliessen und ein neues zu beginnen. Rückblickend war dieser schmerzvolle Schritt ein Glücksfall für mich. Ich würde heute nicht tun, was ich tue und wäre nicht da, wo ich bin, wenn das Grounding der Swissair nicht gewesen wäre.

Pläne ändern sich

Das Leben kann nur rückblickend verstanden werden. Nur rückblickend können wir die Zusammenhänge erkennen und sehen, wozu etwas gut war und warum sich die Dinge so gefügt haben. Wir müssen das Leben aber vorwärts leben, in die Ungewissheit hinein. Man könnte auch sagen: Nach vorne ist der Weg von dichtem Nebel verschleiert und nur, wenn wir uns umdrehen, sehen wir klar. Wir können immer nur den nächsten Schritt machen.

Ein Schritt nach dem anderen

Natürlich sage ich nicht, Sie sollen nicht mehr planen und einfach nur in den Tag hineinleben. Planen Sie, wenn die Zeit zum Planen da ist. Dann lassen Sie aber wieder los und machen den nächsten Schritt. Wenn Sie mit einer Stirnlampe durch den Nebel gehen, sehen Sie immer nur das ausgeleuchtete Stück Weg unmittelbar vor sich. Und so ist es auch im Leben: Sie sehen mit Ihrer Aufmerksamkeit immer nur das nächste Stück Weg, das gerade ansteht. Und Sie können nur beurteilen, was es jetzt gerade braucht und nicht, was es in zwei Jahren braucht. Sie können immer nur den nächsten Schritt machen, im Vertrauen darauf, dass Sie später sagen: „Das war richtig, das war gut und ich habe es nach meinen besten Möglichkeiten gemacht.“