Wenn das Team funktionieren muss

Ein Team muss funktionieren und gemeinsam performen. Wie man als Führungskraft sein Team zusammenstellt, um ein starkes «Wir» zu schaffen, dazu habe ich den Kommandanten der Patrouille Suisse Nils Hämmerli in diesem zweiten Teil meines Interviews befragt.

Dass Fachkompetenz mittlerweile eher an zweite Stelle rückt, scheint ein Trend zu sein, den man zum Teil auch in der Wirtschaft sieht: Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, die kulturelle Passung vor die Kompetenz- und Profilpassung zu setzen …

 

Weil es wichtig ist, dass ein Team funktioniert und sich wirklich aufeinander verlassen kann. Gut, in 80 oder 90 Prozent der Unternehmen geht es ja wahrscheinlich nicht ums Lebendige. Es ist aber nicht so, dass wir die besten Freunde sind: Einmal sind wir in der ganzen Schweiz verstreut und wir haben auch ein Altersgefälle in unserer Struktur. Aber wir erleben auch viele schöne gemeinsame Stunden und haben Erfolgserlebnisse und das ist das, was aus meiner Sicht eine Beziehung oder besser gesagt ein Team stark macht. Weil wir zusammen was erleben, zusammen performen müssen und zusammen total gefordert sind, dann aber auch wieder loslassen können. Darum gibt es eine wellenförmige Linie, was die Anspannung und das Relaxen betrifft, wenn wir zum Beispiel im Ausland sind.

Das heisst, es gibt Leistungshochs, also Peaks und entsprechend auch wieder komplette Erholung, damit wieder eine Balance hergestellt ist: Ihr seid nicht konstant in Hochform.

Nein. Wir sind sicher konstant in Hochform und sehr konzentriert während der 25 Minuten, in denen die Show ist. Das ist wie ein Konzert im KKL in Luzern, das muss einfach während dieser einen Stunde funktionieren. Und wenn da einer abfällt, dann fällt das ganze Team ab. Und das ist es, was wir vermeiden wollen. Wir müssen uns für diese 25 Minuten völlig aufeinander verlassen können, das Vertrauen haben und dann funktioniert das. Nachher wird aber relaxt. Dann wird vielleicht auch mal eine Zigarre angezündet und ein Bierchen getrunken und dann haben wir gute Momente.

Wie würdest du den Umgangston untereinander bezeichnen, das Klima?

Es ist ausgeglichen: Es gibt keine Hochs und Tiefs, wie man das vielleicht aus Beziehungen kennt. Aber das ist ein allgemeiner Zustand, den wir generell bei den Militärpiloten feststellen. Es gibt relativ wenige Individuen, die zickig sind. Das gibt es auch ein bisschen, aber bei uns ist das ausgewogen und das Klima ist eben kameradschaftlich und – wie soll ich es sagen – lustig, aber doch ernst. Also, wir albern viel und ich finde, das ist etwas Wichtiges bei uns, aber wir wissen, wenn es um das Briefing und dann um das Einsteigen geht, dann lässt das keine solchen Sachen zu und wenn wir nachher fertig sind und das Debriefing gemacht haben und das Zeug ist erledigt, dann ist es eher wieder lustig und das Klima ist wieder locker und kameradschaftlich.

Wie geht ihr mit Fehlern und mit Konflikten um und wie würdest du die Feedbackkultur beschreiben?

In der ganzen Militärfliegerei, das haben wir auch schon früher gelernt, gilt: Man muss selbstkritisch sein und einschätzen können, wo man steht. Das lernt man schon als Rekrut auf der PC7, das wird auch nach jedem Flug so im Debriefing verlangt. Und eben die Debriefing-Kultur scheint mir etwas extrem Wichtiges zu sein. Das würde auch einigen Ärzten guttun, zum Beispiel, dass man eben sieht: Was waren die positiven, was waren die negativen Punkte? Was war der Hauptfehler, was waren weitere Fehler? Und nach diesem Muster haben wir immer schon die Flüge debrieft – in der Ausbildung und später auch in den Weiterausbildungskursen auf dem F18 zum Beispiel. Das wird immer noch so gemacht.

Welchen Stellenwert hat positives Feedback gegenüber einer Rückmeldung wie: „Da ist ein Fehler passiert, was machst du nächstes Mal anders?“

Sehr wichtig. Gerade am Boden ist es meine Aufgabe, den Piloten auch als Motivation zu sagen, wenn die Leute klatschen. Ich bringe das per Funk rüber, die haben also gleich das positive Feedback, wenn sie es gut machen oder wenn die Leute „Aaah!“ rufen oder klatschen oder so. Und dann ist es natürlich eine Motivationsspritze für das Team.

 

Herzlichen Dank, für deine offenen Worte, Nils.