Resilienz – eine Schlüsseleigenschaft für Führungskräfte

Der Begriff Resilienz stammt ursprünglich aus der Physik und wird heute auch in der Ökologie und Psychologie verwendet. Vereinfacht beschreibt der Begriff die Fähigkeit eines Materials, eines Systems, oder eines Menschen, großen Druck oder Stress ohne Schaden auszuhalten.

Das klassische Bild dazu ist der Bambus im Wind: Er biegt sich und geht elastisch mit, damit er nicht bricht, und steht wieder aufrecht, sobald der Sturm vorbei ist. Oder die Flügel eines Passagierflugzeuges: während meiner rund sieben Jahre in der Airline-Industrie und insgesamt über 4500 Stunden in der Luft, habe ich immer wieder darüber gestaunt, wie stark sich diese verbiegen können. Sie sind so konstruiert, dass sie nach oben und unten maximal biegsam sind und somit den im Flug auftretenden Kräften optimal nachgeben können. Anders könnte ein Flugzeug niemals ohne Schaden durch Turbulenzen gesteuert werden.

Auch wir leben heute in einer turbulenten Zeit. Sie ist von einem Phänomen geprägt, das im Englischen kurz „VUCA“ genannt wird. Das Akronym VUCA steht für Volatility (Volatilität), Uncertainty (Unsicherheit), Complexity (Komplexität) und  Ambiguity (Mehrdeutigkeit). VUCA ist zum neuen Normalzustand geworden. Je früher uns das klar wird, desto eher sind wir in der Lage, auch ohne den Komfort von „Sicherheit“ Leistung und Ergebnisse zu erzielen und in Krisen oder bei Misserfolg immer wieder aufzustehen.

Resiliente Menschen sehen auch in Situationen, die auf den ersten Blick nach einem Verlust, oder gar einer Niederlage aussehen, die dadurch entstehenden Herausforderungen und Möglichkeiten. Selbst sogenannte ‚Probleme‘ bekommen für sie dadurch eine ganz andere Qualität. Resilienz wird damit zu einer Schlüsseleigenschaft – ganz allgemein und insbesondere für Führungskräfte. Doch woran liegt es nun, dass manche Menschen in Krisensituationen regelrecht aufblühen während andere am Stress zu zerbrechen drohen? Und was kann jemand tun, dem diese Fähigkeit fehlt?

Die gute Nachricht ist: Resilienz kann entwickelt und trainiert werden, wie ein Muskel. Einer der Schlüssel dazu ist das konsequente Akzeptieren dessen was ist, den Tatsachen also keinen Widerstand zu leisten und innerlich ‚mitzugehen‘. Schon Laotse wusste: "Wahre Meisterschaft wird dadurch erlangt, den Dingen ihren Lauf zu lassen". Was sich auf den ersten Blick nach passiver Resignation anhört, ist jedoch alles andere als das: Das Akzeptieren einer Situation – besonders, wenn sie unangenehm ist – macht es erst möglich, aus einer gelassenen Grundhaltung zu agieren, statt aus dem Widerstand heraus zu reagieren. Ähnlich wie im Aikido, einem Japanischen Kampfsport, bei dem der gegnerischen Energie kein Widerstand entgegen gesetzt, sondern diese aufgenommen und zum eigenen Vorteil umgeleitet wird.

Das kann Mut erfordern, denn womöglich verlässt man damit seine Komfortzone. Aber Lernen findet vor allem außerhalb unserer Komfortzone statt. Begeben wir uns immer wieder dosiert und bewusst in besonders anspruchsvolle und fordernde Situationen und bewältigen diese erfolgreich, so werden diese allmählich zum Teil der eigenen Komfortzone und die persönliche ‚Elastizität‘ steigt. Der Widerstand gegen ohnehin bereits bestehende Tatsachen hingegen wirkt sich kräfteraubend, nervenaufreibend und erschöpfend auf uns Menschen aus.

Resilienz wird weiter gefördert durch einen klaren Fokus auf die eigenen Werte, Ziele und Prioritäten, durch eine gesunde Portion Optimismus und Pragmatismus, größtmögliche Unabhängigkeit in den eigenen Entscheidungen und die Fähigkeit ‚Nein‘ zu sagen. Aber auch eine hohe Selbstakzeptanz und ein ausgeprägtes Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse sowie Wertschätzung und Toleranz gegenüber Meinungen und Ansichten anderer, fördern die Entwicklung der eigenen Resilienz.

Führungskräfte können außerdem nicht nur ihre eigene Resilienz trainieren, sondern auch die einzelner Teammitglieder, oder des ganzen Teams. Dies in dem auch hier ein regelmäßiges, dosiertes Verlassen der Komfortzone gefördert und begleitet wird. Darüber hinaus können ganze Unternehmen über das Vorleben der Führungsmannschaft ihre Resilienz steigern und damit z. B. Krisenzeiten wie in den vergangenen Jahren deutlich besser überstehen, als rigide und starre Organisationen.

Coaching – einzeln oder im Team – kann dabei eine hilfreiche Stütze sein und die Entwicklung der Resilienz beschleunigen.

Wie stärken Sie Ihre Resilienz und die Ihres Teams?