Reaktive Muster erfolgreich durchbrechen

Hand aufs Herz, haben Sie sich auch schon mal sehnlichst gewünscht, jemand anderes möge sich bitte endlich verändern? Zum Beispiel sein Verhalten Ihnen gegenüber? Vielleicht haben Sie das sogar schon mal richtig eingefordert?

Ich glaube, wir alle waren schon mal in dieser Position. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand anderes sein Verhalten uns gegenüber einfach so ändert, ist jedoch nahe Null. Das wissen wir eigentlich alle und dennoch verharren wir so oft in einer mehr oder weniger fordernden Erwartungshaltung. Mit dem Resultat: nichts ändert sich. Denn: Wenn auch der andere in seiner Erwartungshaltung uns gegenüber verharrt, passiert gar nichts. Schlimmer noch, häufig enden wir in einem reaktiven Muster, in dem jeder immer nur auf den anderen reagiert und sich dadurch natürlich überhaupt nichts ändert.

Ich verhalte mich, wie ich mich verhalte, der andere reagiert auf mein Verhalten, ich reagiere wieder auf sein Verhalten. Und so geht das hin und her, Reaktion folgt auf Reaktion. Man ist in diesem reaktiven Muster gefangen.

Das reaktive Muster durchbrechen

Wenn Sie ein solches Muster durchbrechen und die Qualität der Interaktion verbessern wollen, dann gibt es einen Punkt in diesem Hin und Her, an dem Sie selber direkt Einfluss nehmen und etwas ändern können. Nämlich, bei sich selbst. Wir können andere nicht dazu zwingen, ihr Verhalten uns gegenüber zu ändern. Aber wir können sie zu einer Verhaltensänderung uns gegenüber einladen, indem wir unser eigenes Verhalten ändern.

Wird sich dadurch garantiert etwas ändern?

Nein. Wenn Ihr Gegenüber nicht mitspielen will, wenn der andere nicht mitmachen will, dann können Sie den Kopfstand machen und es wird sich nichts ändern. Aber es be- bzw. entsteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich etwas verändert! Sobald ich dem anderen gegenüber zum Beispiel mehr Verständnis entgegenbringe, hat dieser nicht mehr diesen Druck, seine Position mit aller Vehemenz zu verteidigen. 

Was braucht es, um ein festgefahrenes, reaktives Muster erfolgreich zu durchbrechen?

Einen effektiven Umgang mit dem eigenen Ego! Das Ego will verstanden werden, es will recht haben und es will letztendlich gewinnen. Doch was passiert, wenn beide mit diesem Ego-getriebenen Ansatz unterwegs sind? Beide pochen darauf, verstanden zu werden. Und beide wollen gewinnen. Das führt in der Regel nicht zu einem produktiven und lösungsorientierten Miteinander. 

Wenn es Ihnen also gelingt, das eigene Ego für einen Moment zur Seite zu stellen und den Anspruch, recht zu haben und recht zu behalten, für einen Moment zur Seite legen, zugunsten einer Lösung des Konfliktes, zugunsten der Frage, was ist richtig in der Situation und nicht, wer hat Recht? Was braucht es am allermeisten, um die Situation zu deeskalieren und zu lösen? Wenn Ihnen das gelingt, dann geht die Tür auf in Richtung Verhaltensänderung, in Richtung einer möglichen Lösung. 

Geben Sie sich Zeit

Das heisst, das Durchbrechen reaktiver Muster hat sehr viel zu tun mit Selbstführung, mit Selbstmanagement und dem Willen, wirklich etwas zu ändern, und das Risiko in Kauf zu nehmen, dass es nicht funktioniert.

Zudem braucht es Bewusstheit, um das eigene Verhalten bewusst zu wählen. Geben Sie sich 4, 5 Sekunden Zeit, um zu atmen und zu überlegen, was jetzt ein hilfreiches Verhalten ist. Und erst dann verhalten Sie sich. Ein Zitat des österreichischen Neurologen und Psychiaters Viktor Frankl bringt das Ganze auf den Punkt:

„Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum haben wir die Freiheit und die Macht, unsere Reaktion zu wählen.“