„Ein Problem kann niemals mit der gleichen Denkweise gelöst werden, wie es entstanden ist“, wusste schon Albert Einstein. Doch warum neigt der Mensch dazu, sich wie selbstverständlich dem Problem zu widmen statt seine Aufmerksamkeit auf dessen Lösung zu fokussieren? Die Antwort ist in unserer Entwicklungsgeschichte zu finden: Schon seit Anbeginn neigt der Mensch dazu, Problemen und Hindernissen (= potenziellen Bedrohungen) viel mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als dem Wunschzustand. Ein reiner Überlebensmechanismus – und daran ist auch nichts falsch. Doch gibt es nicht vielleicht doch effektivere und schnellere Ansätze, um den erwünschten Zustand zu erreichen?
Grundsätzlich ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, einem Problem auf den Grund zu gehen. Die Psychoanalyse und die meisten bekannten Problemlösungsmethoden basieren auf genau dieser Vorgehensweise. Die Frage ist nur, womit man schneller und nachhaltiger aus der oft lähmenden Problemtrance in eine effektive Lösungsorientierung kommt. Interessanterweise ist dazu ein detailliertes Verständnis des Problems oftmals gar nicht nötig, wie die Erfahrung zeigt. Im Gegenteil: dem Problem allzu tief auf den Grund gehen zu wollen, verstärkt oft die Problemtrance nur noch mehr. Wie bei einer im Treibsand stehenden Person, die mit jeder Bewegung noch mehr feststeckt.
Dem gegenüber steht eine bewusst gewählte, konsequente Lösungsorientierung. Diese ist, viel mehr noch als eine Technik oder Methode, eine ganz bestimmte Grundhaltung. Sie wird einerseits im lösungsorientierten Coaching, andererseits aber auch als grundsätzliche Haltung in der Unternehmensführung mit erstaunlichen Ergebnissen gelebt und legt den Fokus auf das Erforschen verschiedener Facetten des Idealzustands. Besonders im Coaching hilft beim Einnehmen dieser Haltung die „Kunst des Nichtwissens“ (Heinz von Förster). Was heisst das? Um es mit einem ZEN-Zitat zu verdeutlichen: Im Anfänger-Geist gibt es viele Möglichkeiten, im Experten-Geist nur sehr wenige (Shunruy Suzuki Roshi). Typischerweise zeigt sich dies z. B. in Situationen, in denen ein Aussenstehender oder „Unerfahrener“ spontan Lösungsansätze erkennt, auf die kein Experte je gekommen wäre.
Kurz und bildhaft zusammengefasst: wenn ich vor einem Graben stehe, versucht ein problemorientierter Ansatz erst einmal zu verstehen, warum der Graben da ist. Dafür wird er womöglich sogar noch tiefer graben, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Ein lösungsorientierter Ansatz nimmt zwar zur Kenntnis, dass der Graben da ist, befasst sich dann aber schnell mit der Frage nach dem Idealzustand – z. B. dass ich auf der anderen Seite des Grabens stehen möchte – und sucht dann nach konkreten Möglichkeiten, um diesen schrittweise zu erreichen. Dieses Vorgehen ist für viele Menschen ungewohnt und erfordert meist ein komplettes Umdenken.
Kurz: In einem stockdunklen Raum stehend wird niemand zuerst versuchen herauszufinden, warum es so dunkel ist. Jeder würde sofort versuchen, den Lichtschalter zu finden. Eine zentrale lösungsorientierte Frage wird deshalb nicht lauten: “Was soll verschwinden?“ sondern „Wie soll es stattdessen sein?“ Dabei kann ein erfahrener und lösungsorientierter Coach eine grosse Hilfe sein, indem er konsequent lösungsorientierte Fragen stellt und zielgerichtet durch den Prozess führt.
Gerne unterstützen wir Sie bei der Umsetzung einer lösungs- und ressourcenorientierten Unternehmens- und Führungskultur.
Dieser Artikel ist auch erschienen in der Online-Ausgabe der Deutschen Huffington Post. <LINK www.huffingtonpost.de/thomas-gelmi/raus-aus-der-problemtranc_b_4587941.html _blank "external-link-new-window" "Opens external link in new window">Lesen ...</link>