Eine <LINK news.harvard.edu/gazette/story/2010/11/wandering-mind-not-a-happy-mind/ _blank "external-link-new-window" "Opens external link in new window">Studie</link> der Harvard University aus dem Jahr 2010 untersuchte den Zusammenhang zwischen unkontrolliertem Denken (Engl. mind wandering) und einem glücklichen und zufriedenen Lebensgefühl. Die Studie kommt zum Schluss, dass das „nicht stimulierte Denken“ oder das „Gedanken schweifen lassen“ offenbar der normale Betriebszustand des Gehirns ist. Rund 47 % der im Wachzustand verbrachten Zeit verbringen wir damit. Sie zeigt auch, dass unsere Art zu denken auf unser Lebensgefühl einen größeren Einfluss hat, als was wir tun. Und sie macht deutlich, dass Menschen offenbar weniger glücklich und zufrieden sind, wenn sie ihre Gedanken unkontrolliert schweifen lassen, als wenn sie mit ihrer aktuellen Aufgabe beschäftigt und somit fokussiert und präsent sind.
Heißt das „nicht denken“ ist das Ziel?
Für viele Menschen gibt es nur selten Momente, in denen sie nicht denken. Beim Sport oder im Konzert beispielsweise. Ansonsten gibt den ganzen Tag über ein Gedanke den anderen, bis man abends müde einschläft. Ich schlimmsten Fall geht es auch dann noch weiter und das Denken hält einen sogar vom Einschlafen ab. Glaubt man aktuellen Untersuchungen, so denkt ein erwachsener Mensch rund vierzig bis fünfzigtausend einzelne Gedankengänge – pro Tag. Viele davon sind unkontrolliert und oftmals sogar zwanghaft, vergleichbar mit einem Fernseher, der sich nicht mehr ausschalten lässt und Bilder und Kommentare ohne Ende produziert.
Es ist ein Phänomen, das sich in unserer Informationsgesellschaft ständig zu beschleunigen scheint und dessen Anfänge offenbar schon Albert Einstein erkannte, als er sagte: „Die Intuition ist ein heiliges Geschenk, der rationale Verstand ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener verehrt und das Geschenk vergessen hat.“
Dabei ist gegen intelligentes Nachdenken an sich natürlich nichts einzuwenden. Unser Verstand ist ein hervorragendes Instrument, mit dem wir komplexe Probleme lösen und Aufgaben bewältigen können. Es geht hier vielmehr um das automatische Denken im Autopiloten-Modus. Der treue Diener, wie Einstein den Verstand nannte, benimmt sich oft wie ein junger Trüffelhund, der sich unkontrolliert austobt, wenn man ihn nicht an die Leine nimmt, um Trüffel zu suchen. Es ist als würde man in einem Auto sitzen und ständig mit dem Fuß auf das Gaspedal drücken, während der Motor im Leerlauf ist. Man hat vielleicht das Gefühl, man komme damit irgendwo hin, doch letztlich ist alles einfach nur viel Schall und Rauch. Da könnte man doch eigentlich auch gleich damit aufhören, oder?
Aber „nicht denken“ - geht das überhaupt?
Es ist die Aufgabe des Verstands, Gedanken zu produzieren, so wie es die Aufgabe der Haarwurzeln ist, Haare wachsen zu lassen. Das ist auch solange unproblematisch, solange der Verstand nicht ständig einen großen Teil unserer Aufmerksamkeit auf sich zieht. Denn das ist das eigentliche Kernproblem: dieser konstante Denklärm hat eine fast magische Anziehungskraft, so dass wir ständig „in Gedanken“ und dadurch nur wenig bewusst sind. In diesem Zustand der konstanten Teilaufmerksamkeit fahren wir dann Auto, oder überqueren als Fußgänger vielbefahrene Straßen, vielfach mit dem Smartphone in der Hand, und sind gerade mal so situationsbewusst, dass wir nicht ständig stolpern, oder uns den Kopf anstoßen. Sogar in Gesprächen sind wir oft gar nicht richtig präsent, weil wir mit jedem Gedanken gleich innerlich mitgehen und uns davon ablenken lassen. Vergleichbar mit dem Popup am Computer, das uns auf jede neue E-Mail aufmerksam macht und uns damit aus der aktuellen Aufgabe heraus reißt, wenn wir es nicht deaktivieren.
Das gewohnheitsmäßige Denken ist also der größte Feind der Konzentration und eines wachen, entspannten Situationsbewusstseins. Es komplett ausschalten zu wollen ist aber gar nicht unbedingt nötig. Es reicht schon aus, nicht immer gleich mit allen Gedanken zwanghaft mit zu gehen, sondern diese stattdessen einfach vorbei ziehen zu lassen, wie Wolken an einem windigen Tag. Es geht also darum, zum eigenen Denken einen gewissen Abstand zu gewinnen und damit in der hohen Dichte von Gedanken einen Raum zu schaffen – vergleichbar mit einem inneren „Airbag“ wie ich ihn bereits in meinem letzten Blog beschrieben habe.
Aber wie bringe ich diese Qualität vermehrt in meinen Alltag?
Eine wichtige Erkenntnis der modernen Psychologie der letzten zwanzig Jahre ist die, dass wir als Menschen die Wahl über unser Denken haben, und dass wir uns eine andere Art zu denken angewöhnen können (Martin Seligman). Ein wichtiger Schlüssel liegt im Zurückerobern der Kontrolle über die eigene Aufmerksamkeit, so dass wir sie entweder wie den konzentrierten Lichtkegel eines Scheinwerfers dorthin richten können, wo wir sie gerade benötigen, oder sie stattdessen wie das Licht einer Laterne in einem 360 Grad Radius leuchten lassen können.
Dazu eignen sich besonders Methoden, wie sie in der Ausbildung von Spezialeinheiten und Piloten, aber auch in Jahrtausende alten Kampfsportarten und in der Meditation zur Anwendung kommen. Sie verhelfen zu mehr achtsamer Präsenz im Allgemeinen, zu einem verbesserten Lenken der Aufmerksamkeit, sowie dazu, den unruhigen und schwatzhaften Verstand allmählich zur Ruhe zu bringen.
Diese Fähigkeiten können in entsprechenden Workshops, oder auch im Einzelcoaching erlernt werden. Sie führen zu einer wesentlichen Steigerung der Selbstkompetenz und damit zu spürbar mehr Leichtigkeit, Zufriedenheit und Effektivität im Alltag.
Nehmen Sie mit mir Kontakt auf, wenn Sie für sich, oder für Ihre Mitarbeitenden einen ersten Schritt zu mehr Selbstkompetenz machen möchten. Ich freue mich, Sie persönlich dabei zu unterstützen.