Letztlich ist aber alles eine Frage der Balance.
Fragen Sie sich, was Sie im Moment mehr sind: Sind Sie eher ein »human doing« oder sind Sie ein »human being«? »Tun« oder »sein«? Vollgas geben oder in den Leerlauf gehen und einfach rollen lassen? Wann haben Sie das letzte Mal nichts gemacht, wirklich nichts?
Diese Qualität des Seins – das Nichtstun – ist eine Qualität, die zunehmend verloren geht in unserer heutigen Zeit und trotzdem ist sie ein so wesentlicher und so wichtiger Gegenpol zum ständigen Tun, zur ständigen Betriebsamkeit, um eben die nötige Balance herzustellen.
Welcher Typ sind Sie? »Lerche« oder »Eule«?
Wenn wir uns anschauen, welche Faktoren Einfluss auf unser Gleichgewicht haben, dann ist einer davon auf jeden Fall die persönliche Tagesleistungskurve. Sicher haben Sie schon bemerkt, dass Sie über einen Tag verteilt nicht immer genau gleich leistungsfähig sind, sondern dass es durchaus Schwankungen gibt.
Eine typische Tagesleistungskurve gibt es in dem Sinne nicht, es gibt Menschen, die eher morgens aktiv und produktiv sind – sogenannte Lerchen – und dann gibt es Menschen, die erst in den Abendstunden wirklich aufblühen und aktiv werden, das sind die sogenannten Eulen.
Balance durch Klarheit: Ermitteln Sie Ihre Tagesleistungskurve
Das können Sie beispielsweise ganz einfach tun, indem Sie sich über einen Tag verteilt immer wieder kurz notieren, was Sie gerade machen. Auf einer Skala von 1 bis 10 notieren Sie, wie Sie in dem Moment Ihre persönliche Leistungsfähigkeit erleben. Wenn Sie das über ein bis zwei Wochen systematisch erfassen, erhalten Sie eine aussagekräftige Datenbasis.
Was bringt das Ganze?
Was kann es mir helfen, wenn ich meine persönliche Tagesleistungskurve zuverlässig kenne? Sie können die Aufgaben, die hohe Konzentration und Leistungsfähigkeit verlangen, in die Tageszeiten legen, in denen Sie diese hohe Leistungsfähigkeit ganz natürlicherweise mitbringen. Und andere wie beispielsweise Routinetätigkeiten, die Sie ohne viel nachzudenken einfach abarbeiten können, legen Sie in Tageszeiten, wo Ihre Leistungskurve tendenziell eher tiefer oder am zurückgehen ist.
Der Klassiker ist das sogenannte Suppenkoma nach dem Mittagessen. Sie haben gegessen, es geht Ihnen wohlig gut und eigentlich wäre jetzt ein Nickerchen oder ein kleiner Spaziergang angebracht. Aber Sie müssen zurück an die Arbeit. Das ist ein Moment, in der es sich lohnen kann, eher Routinearbeiten vorzunehmen.
Wenn Sie diesen Grad an Selbstbestimmung nicht in Ihrer Arbeit haben, gibt es immer noch die Alternative, die Leistungskurve zu beeinflussen, so dass Sie auf die verschiedenen Arbeitsbelastungen oder Belastungsspitzen besser passt.
Wie kann ich meine Tagesleistungskurve beeinflussen?
- Schlaf
Ein ganz wesentlicher Faktor ist der Schlaf. Es gibt diverse Untersuchungen, die aufzeigen, dass Schlaf der Hauptproduktivitätsfaktor in der Leistungserbringung ist. Das heißt, genug Schlaf und eine genügend hohe Qualität des Schlafs, haben einen wesentlichen Einfluss auf Ihre Leistungskurve und auf Ihre Leistungsfähigkeit.
Wie viel Schlaf Sie persönlich brauchen, können nur Sie herausfinden – und das kann sich auch über die Jahre verändern. Die meisten Menschen brauchen zwischen sieben und neun Stunden Schlaf, um wieder erholt und frisch aufstehen und an die Arbeit gehen zu können. Um das zu erreichen, kann es oft schon helfen, zu einer etwas anderen Uhrzeit aufzustehen. Denn unser Schlaf lässt sich in Tief- und Leichtschlafphasen einteilen.
Mit Apps oder Gadgets können Sie Ihren Schlafrhythmus verfolgen. Sie können sich dann wecken lassen, wenn Sie in einer Leichtschlafphase und damit näher am Erwachen sind, als wenn Sie in einer Tiefschlafphase vom Wecker aus dem Schlaf gerissen werden.
- Ernährung
Ein weiterer Einflussfaktor für die persönliche Leistungskurve ist die Ernährung. Wenn ich mit Teilnehmern arbeite, Seminare oder Workshops moderiere, nehme ich persönlich in der Mittagspause keine schwere Mahlzeit zu mir, denn am Nachmittag würde darunter definitiv meine Leistungskurve leiden. Ich esse also lieber etwas Leichtes und bin dann am Nachmittag auch noch entsprechend leistungsfähig.
- Pausen
Es ist klar, dass wenn Sie über mehrere Stunden konzentriert und mit hoher Anspannung an einem Thema arbeiten, die Gesamtdauer dieser Arbeit eher tendenziell zunimmt und die Qualität leidet. Dem gegenüber können regelmäßige Pausen, vielleicht einmal in der Stunde fünf bis zehn Minuten, Ihre Leistungskurve wieder hochbringen oder zumindest auf einem Level halten.
Wichtig bei den Pausen ist, dass Sie etwas ganz Anderes machen als das, was Sie gerade am Bearbeiten sind. Wie Sie das machen, spielt nicht wirklich eine Rolle. Sie können eine Runde um den Block laufen, sich vielleicht kurz hinlegen oder Sie holen sich einen Kaffee oder einen Tee.
Wichtig ist, dass Sie rausgehen aus diesem Modus, in dem Sie grade sind und damit Ihrem Gehirn eine kurze Erholungspause gönnen, bevor Sie dann wieder eintauchen in Ihren Arbeitsprozess.