Executive Sparring - Einsam an der Spitze

Für viele Menschen in führenden Positionen ist „einsam an der Spitze“ längst kein Klischee mehr sondern ernüchternde Realität. Ein persönlicher Sparringpartner kann wertvolle Unterstützung bieten.

Die Meldung vom Suizid des Swisscom CEOs Carsten Schloter erschütterte in diesem Sommer die Medien. Nur wenige Wochen später folgte der Suizid von Pierre Wauthier, CFO der Zurich Insurance Group. Die beiden Fälle sind nur die Spitze des Eisbergs und zeigen eine traurige Realität, die auch eine kürzlich von der Stanford Graduate School of Business veröffentlichte Studie zum Thema Executive Coaching bestätigt: Die Belastungen und damit der Bedarf an persönlicher Begleitung in den Chefetagen sind groß – und die Folgen des Nichthandelns können fatal sein.

Das Manko in Europa

Während die persönliche Begleitung von Executives in den USA heute alltäglich ist, hinkt Europa in gewohnter Weise hinterher. Hier bewegt man sich erst langsam von einer problem- und defizitorientierten Wahrnehmung hin zu einer ressourcen- und potenzialorientierten Sichtweise, bei der gerade Top-Performer einen Sparringpartner an ihrer Seite haben. 

Einen solchen Sparringpartner zu haben, kann enorm hilfreich sein. Er kann Executives dabei unterstützen, sich selbst besser wahrzunehmen, blinde Flecken zu reduzieren, und in für sie wichtigen Bereichen zu wachsen, was insgesamt zu mehr Authentizität und nachhaltiger Zufriedenheit für sich und das eigene Umfeld führt.

Vom Hochleistungssport abgeschaut

Sehr treffend ist der Vergleich mit dem Spitzensport, woher die Funktion des persönlichen Sparringpartners ja ursprünglich kommt. Früher wurden persönliche und berufliche Themen mit Freunden, Familienmitgliedern, oder sogar mit Geistlichen besprochen. Diese Personen können natürlich auch heute noch eine ausgezeichnete Wahl sein, sofern man die Möglichkeit und den Zugang dazu hat.

Geht man auf der Zeitachse weiter zurück, vertrauten sich Könige oft ihren Hofnarren an – den einzigen Menschen mit der offiziellen Erlaubnis, ihre Majestät mit der Wahrheit zu konfrontieren. Menschen waren also immer auf der Suche nach einem Gesprächspartner, der nicht nur unvoreingenommen zuhörte, sondern auf Wunsch auch offen und ehrlich Feedback gab.

Isolation und Druck nehmen zu

Unsere Gesellschaft hat sich seither gewandelt. Mit zunehmenden technischen Möglichkeiten der Vernetzung und Kommunikation geht eine wachsende Isolation und Vereinsamung einher. Der echte Dialog bleibt dabei auf der Strecke. Mit dem Aufstieg in Führungspositionen kann diese gefühlte Isolation zusätzlich zunehmen – wozu das führen kann, zeigt die Einleitung dieses Artikels. Dabei ist es besonders für Führungskräfte in Top-Positionen absolut elementar, sich regelmäßig austauschen, auch Ängste offen aussprechen und mögliche Lösungswege diskutieren zu können.

Von Führungskräften wird erwartet, dass sie scheinbar unlösbare Situationen lösen und Entscheidungen treffen. Der Druck ist hoch und was über eine gewisse Zeit und mit viel Kraftaufwand funktionieren mag, kann sich durch die Zuspitzung diverser Faktoren schnell ändern: die Gedanken sind in einer Problemtrance blockiert, Lösungswege scheinen unerreichbar, der Eindruck des Versagens wird immer präsenter und das Gefühl der Selbstwirksamkeit nimmt drastisch ab. Das alte Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten muss wieder hergestellt werden.

Executive Sparring als umfassende Begleitung

Executive Sparring geht dabei weit über klassisches Consulting oder Coaching hinaus. Die Situation der meisten Klienten ist komplex und erfordert vom Gesprächspartner einen dynamischen Rollenmix. Ein professioneller Sparringpartner verfügt deshalb nicht nur über eine breit abgestützte Methodenkompetenz, sondern hat darüber hinaus vor allem ausgeprägte menschliche Qualitäten. Nur dann ist eine enge Zusammenarbeit auf Augenhöhe möglich, aus der immer wieder Erstaunliches entstehen kann, wenn beide offen sind und sich auf den Prozess einlassen.

Einfach nur reden

Nicht zuletzt gibt es auch Klienten, die mit einem Sparringpartner an ihrer Seite gar keine bestimmte Zielsetzung verfolgen, sondern einfach regelmäßige, vertrauensvolle Gespräche mit einem neutralen Gesprächspartner schätzen. Dies vor allem deshalb, weil für bestimmte Themen einfach keine der oben genannten Personengruppen wirklich in Frage kommt. Executive Sparring findet denn auch an den unterschiedlichsten Orten statt: in den Räumlichkeiten des Sparringpartners oder Klienten, auf Spaziergängen, in Hotels, auf Autofahrten oder sogar auf Flügen. Äußerste Diskretion und Vertraulichkeit sind dabei selbstverständlich.

Fazit

Eine persönliche Begleitung von Executives ist heute kein Luxus mehr, sondern elementar, um den persönlichen Anforderungen an die Position auch morgen noch gewachsen zu sein. Das Stigma des Managers, der es selber nicht auf die Reihe kriegt, ist auch in Europa endlich am Verschwinden und macht einem Bild Platz, das dem eines Spitzenathleten entspricht, der sich die persönliche Unterstützung nicht nur leisten kann, sondern diese auch selbstbewusst als Privileg und als Zeichen von Authentizität und Reflexionsfähigkeit nach außen zeigt. 

Mit wem reden Sie über Ihre ganz persönlichen Themen?

 

Eine ausführlichere Version dieses Artikels ist auf Focus-Online erschienen. <LINK www.focus.de/gesundheit/diverses/unternehmensberatung-executive-consulting-einsam-an-der-spitze_aid_1117609.html _blank "external-link-new-window" "Opens external link in new window">Lesen ...</link>