Einsam an der Spitze

Viele Top-Manager fühlen sich sprichwörtlich einsam an der Spitze, denn der Aufstieg auf der Karriereleiter kann durchaus zu einem zunehmenden Gefühl der Isolation führen. Im Hochleistungssport ist es längst gang und gäbe, einen Sparringspartner an seiner Seite zu haben. Im Geschäftsleben wird es leider auch heute noch allzu oft als Zeichen von Schwäche angesehen, einen ebensolchen für sich als Führungskraft heranzuziehen. Tatsächlich ist der Bedarf an persönlicher Begleitung dagegen mittlerweile enorm gestiegen.

Die berufliche Belastung und der Druck in Chefetagen ist hoch und bringt die Manager oft an die Grenzen physischer und psychischer Belastbarkeit. Oftmals direkt in einen Burn-out – manchmal bis hin zum Suizid, wie leider immer wieder deutlich wird. Menschen mit Führungsverantwortung stehen oft allein da, haben niemanden, mit dem sie sich wirklich auf Augenhöhe und über ganz persönliche Themen austauschen können. Die Folgen können fatal sein.

Zunehmende Isolation
Die Veränderung der Arbeitswelt mit ihrer zunehmenden Digitalisierung trägt einen erheblichen Teil dazu bei, dass sich der Mensch mehr und mehr isoliert. Kommunikation in Echtzeit ist über grosse Distanzen möglich, die Vernetzung nimmt zu, Antworten werden ad hoc erwartet. Der reale Dialog bleibt dabei meist auf der Strecke während die Anforderungen an immer kürzere Reaktionszeiten erheblich ansteigen. Diese Entwicklung unserer Gesellschaft ist zum Grossteil dafür mitverantwortlich, dass die gefühlte Isolation in Führungspositionen zunimmt. Dabei ist es besonders für Führungskräfte in Spitzenpositionen elementar, sich regelmässig auszutauschen – über ihre Gedanken, Entscheidungen, Ängste und Befürchtungen sowie mögliche Lösungswege.

Sparring als Zeichen von Stärke
In den USA gehört es längst zum guten Ton, einen Coach oder Sparringspartner heranzuziehen. Wie bei vielen anderen Dingen auch, kommt diese Haltung nun auch langsam in Europa an. Hier ist man gerade dabei, sich von einer problem- und defizitorientierten Wahrnehmung der Begleitung von Führungspersönlichkeiten – in der also scheinbar etwas fehlt oder erst entwickelt werden muss – hin zu einer ressourcen- und potenzialorientierten Wahrnehmung zu entwickeln. Dies bedeutet, dass man als Executive einen Vertrauten bzw. Sparringspartner an seine Seite holt, der einen neutralen, wertfreien Raum bietet. Hier können dann wichtige Erkenntnisse über sich selbst gewonnen und der Zugang zu den eigenen Ressourcen gefunden werden.

Die Rolle eines Sparringspartners
Ein Sparringspartner ist für seinen Auftraggeber da, hört zu und unterstützt ihn dabei, sich selber besser wahrzunehmen, mögliche blinde Flecken zu reduzieren und auf diese Weise zu mehr Authentizität zu gelangen. Der Top-Performer lernt dadurch, seine persönlichen Stärken besser zu nutzen und kann in bestimmten Bereichen weiter wachsen. Kurz: Ein Sparringspartner fördert und entwickelt Stärken und Potenziale weiter, statt Schwächen und Defizite beseitigen zu wollen.

Überführung in die Führungspraxis
In meiner Arbeit als Executive Coach und Sparringspartner beobachte ich oft einen sehr interessanten Zusatznutzen, den meine Klienten aus ihrem eigenen Coaching ziehen: Sie beginnen allmählich damit, ihren Mitarbeitenden selbst als Sparringspartner zur Verfügung zu stehen. Sie haben den wertvollen Nutzen und Effekt dieser Methodik selbst erfahren und möchten das weitergeben. Aus diesem Grund ist auch das Ausbilden von Führungskräften im Anwenden von Coaching-Methoden mittlerweile in vielen Unternehmen zu einer wichtigen Entwicklung geworden.

Lassen Sie uns gerne über Sparring reden. Welche Themen beschäftigen Sie?