Besser abschalten mit Rollenbewusstsein

Nach dem Feierabend abzuschalten, fällt Ihnen häufig schwer? Die liegengebliebenen Erledigungen gehen Ihnen auch noch nach Feierabend und am Wochenende durch den Kopf? Selbst im Urlaub ist Ihr Beruf noch Herr über Ihre Gedanken? Doch muss der Kopf auch einmal abschalten können, damit unser Körper wieder neue Kraft schöpfen kann. Wie gelingt das am besten?

Eine hilfreiche Sichtweise, sich von beruflichen Problemen besser abgrenzen zu können, ist folgende: Wir als Menschen, mit allem was uns ausmacht und einzigartig macht, begeben uns tagtäglich zur Arbeit, um dort unsere spezifische Rolle einzunehmen. Diese ist durch die Stellenbeschreibung definiert. Das Unternehmen, in dem wir arbeiten, stellt unser Spielfeld dar. Hier gibt es bestimmte Spielregeln, welche in Arbeitsverträgen festgehalten oder in Policies und der Unternehmenskultur verankert sind. Vieles ist bereits vordefiniert. Mit diesem Rollenbewusstsein gelingt es uns besser, den Arbeitsalltag vom Privatleben zu trennen.

Die im Folgenden dargestellten Impulse können uns helfen, diesen Abstand zu generieren:

 

Einfach in die Rolle schlüpfen

Diese Sichtweise lässt sich besonders anschaulich an einem Beispiel darstellen: Ein Schauspieler fährt als Privatmann ins Theater, um sich dort auf seine Rolle vorzubereiten. Er wird in der Maske geschminkt und schlüpft schließlich in sein Kostüm. Nun ist er bereit, das Stück aufzuführen und den Anforderungen an seine Rolle gerecht zu werden. Nach dem Auftritt wird mit seinem Kostüm auch seine berufliche Identität abgelegt. Und mit dem Theater verlässt er jedes Mal auch wieder sein Spielfeld.

 

Bewusstsein schaffen

Je besser wir uns bewusst machen können, dass unsere berufliche Position nur eine definierte Rolle ist, nach deren Regeln wir spielen, desto schneller können wir diese nach Feierabend auch wieder verlassen. Selbst erfolgreiche Großunternehmer haben ihre eigenen Strategien entwickelt, um Berufliches und Privates zu trennen. Hier gilt zunehmend das 100 % On-off-Prinzip. Das bedeutet z. B.: von Montagfrüh bis Freitagnachmittag 100 % Präsenz am Arbeitsplatz zeigen – on – und von Freitagabend bis Sonntagabend 100 % Familienleben, ohne Termine, ohne berufliche Telefonate – off.

 

Der Grad des Rollenbewusstseins

Im Rahmen von Outplacement-Beratungen habe ich viele Führungskräfte bei ihrer beruflichen Neuorientierung betreut und beraten, nachdem sie entlassen wurden. Je nachdem wie der Grad ihres Rollenbewusstseins ausgeprägt war und wie hoch der Anteil ihrer Identität war, den sie aus ihrer Rolle zogen, desto kleiner oder größer war das sprichwörtliche Loch, in das sie fielen. Denn je stärker die eigene Identität an der beruflichen Rolle hängt, desto schwieriger wird auch die Verarbeitung der Kündigung, denn: „Wer bin ich dann noch?“

 

Der richtige Umgang mit der eigenen Rolle

Die Situation wird natürlich umso leichter, je besser wir uns mit der Rolle identifizieren können und je mehr diese unseren Kompetenzen und Potenzialen entspricht. Denn es benötigt viel Kraft, jeden Tag aufs Neue ein Spielfeld zu betreten, dessen Rollenanforderungen wir nicht gewachsen sind. Darüber hinaus müssen wir uns die Rolle immer wieder bewusst machen. Wenn sich z. B. ein Kunde bei Ihnen beschwert und womöglich ausfällig wird, dann geht das nicht gegen Sie persönlich, sondern gegen Ihre Rolle im Unternehmen. Deshalb gibt es auch keinen Grund, dieses Ärgernis mit nach Hause zu nehmen. Dort sollten Sie nämlich auftanken und Ihre Balance finden, um am nächsten Tag wieder mit neuer Energie die Aufgaben Ihrer Rolle erfüllen zu können.